AW: Reifengröße
Ah ein Lobbyist
Keineswegs. Ich bin weder Reifenhändler noch -hersteller. Aber immerhin Ex-Versuchsleiter bei einem Hannoveraner Reifenhersteller. Da lernt man Unterschiede der Pneus schon recht gut einschätzen. Also gut – meinetwegen ein
Ex-Lobbyist. Ich hab den Job aber nach ein paar Jahren an den Nagel gehangen, weil der ständige Aufenthalt im Grenzbereich irgendwann das beste Nervenkostüm zerknittert. Und für den Rücken ist's auf Dauer auch nicht das Wahre.
Was ich bis heute nicht begreife, ist der Umstand, dass ausgerechnet am wichtigsten – pardon: dem einzigen! – Bindeglied zwischen Fahrzeug und Straße gespart werden soll, wo es nur geht, am besten auch noch im Winter, wo der Reifen ohnehin (anders als im Sommer) der wahre Held der Straße ist und das Auto ganz schön (k)alt aussehen lassen kann.
Im Winter braucht man die besten. Wenn's draußen friert, muss ich mir ja auch die richtigen Schuhe anziehen. Wenn ich da, um ein paar Euro zu sparen, zu dünne Schlappen gönne, bekomme ich Frostbeulen und ärger mich. Da macht mir der Bummel übern Weihnachstmarkt oder über den verschneiten Spazier-Berg keinen Spaß mehr.
Dass Du als bekennender Fahrer aber keinen Handling-Unterschied zwischen sommerlichen Breit- und winterlichen Schmalreifen spürst... F67, ich lade Dich hiermit offiziell zur Vergleichsfahrt ein. Mit Überzeugungs-Garantie.
Nimmst Du an?
Gruß
Dirk
P.S.: Und weil es zum Thema passt und auch damit man nicht falsch versteht: Die Formel "Je breiter, desto besser" ist ebenso falsch. Meiner ganz persönlichen (aber nicht unbegründeten) Meinung nach halte ich zum Beispiel T5-Exoten wie 22-Zöller (die hier auch im Board diskutiert, ja gefeiert werden) für eine absolute Fehlentscheidung, die in den Showroom und weniger auf die Straße gehört. Ein T5 ist ein T5, also ein recht dynamischer, aber sauschwerer Klotz. Ein Rennwagen wird niemals daraus. Ein höher gelegter Ferrari wäre genau so lächerlich.
Eine Alice Schwarzer wird auch nicht zum überzeugenden Laufsteg-Model, wenn ich ihr nur rote hohe Pumps an den Fuß schmiege.
Unterbereifung ist der baldige Tod der Reifenschultern und führt zu einem indifferenten Fahrverhalten; Überbereifung zerstört Geradeauslauf, Abrollkomfort und Verschleißausgewogenheit. Beide Extreme sind falsch.