Ich bin ja in wirklich vielen Bereichen absolut zukunftsfreudig und auch zukunftsgläubig (Medizin, Architektur, Genforschung, Quantenforschung, Primärenergiewandel), aber immer skeptischer, was den heraufbeschworenen Mobilitätswandel anbetrifft.
Mag ja sein, dass das autonome Fahren als 'self fulfilling prophecy' irgendwann einen gewissen Serienzustand erreicht und wir uns dann von seelenlosen Robottaxis durch die Gegend kutschieren lassen und das in der Übergangsphase auch irgendwie toll finden. dann stellen wir eines Tages fest, dass uns etwas Wesentliches abhanden gekommen ist, etwas zutiefst Emotionales, Menschliches, völlig Überflüssiges im Prinzip: Fahrspaß. Freude am Fahren, Bewegungsfreude aus eigener Kraft, aus eigenem Antrieb, nicht aus Transportnotwendigkeit.
Noch geht das heute, noch nimmt man uns diese letzte Bastion der Freiheit und der gefühlten unbegrenzten Reisemöglichkeit nicht. Noch geht das.
Laut Herbert Diess (VW-Vorstand) sollen ja auch E-Autos hoch emotional sein. Das mag wohl vor allem der enormen Beschleunigungsfähigkeit wegen des sofort und maximal zur verfügung stehenden Drehmoments zutreffen. Das haut einen wirklich um. Weil es so neu und so anders ist.
Aber autonomes Fahren? Ich persönlich freue mich darauf kein bisschen. Maximale Entkopplung, umhegt von überbordenden Assistensystemen, ethisch durchgecheckt. Okay, ich kann dann während des Fahrens pardon: Gefahrenwerdens) ein schlechtes TV-Programm schauen oder im Internet rumdaddeln. Oder dösen. Oder den Mitfahrenden auf die Nerven gehen. Geht alles.
Doch ich sehe auch die positiven Seiten, nämlich die des drastischen Rückgangs der Unfallzahlen aufgrund menschlichen Versagens. Absolut richtig und wichtig. Aber bis dahin pfege ich meinen immer noch vorhandenen und funktionierenden sechsten Sinn. Der sagt mir, wo eine brenzliche Situation entstehen könnte und warnt.
Demnächst machen das Sensoren, unzählige Kameras, Computerprogramme, Künstliche Intelligenz. Es geht immer weiter, nie zurück, immer weiter.
Obwohl – nein stimmt nicht. Da gab es mal die bösen Römer, die hatten schon vor 2000 Jahren Wasserspülung und Fußbodenheizung. Germanen und Selbstüberschätzung trieben sie irgendwann aus dem Land und aus der Zeit und aus dem Bewusstsein. Das dumpfe, katholisch geprägte Mittelalter warf die Menschheit um Jahrhunderte zurück. Was das mit Tesla und Autonomem Fahren zu tun hat? Rein gar nichts. Oder irgendwie doch: Nicht jede Entwicklung, die uns heute heilbringend erscheint, erweist sich viel später als gute Entscheidung. Das weiß man erst hinterher.
Ich weiß nicht, aber ich spüre, dass zu viele politische und irregeleitete Weichen unsere Mobilität gerade massiv beeinflussen und demnächst verändern. Technisch wohl faszinierend, aber auch menschlich richtig? Den Scheurs, Reschs, Thunbergs und Musks dieser Welt traue ich den wirklich notwendigen Weitblick nicht zu. Es ist eher Professor Zufall der starke Mann.
Mal schauen. Aufhalten lässt sich ohnehin nichts.